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Das Flugzeug mit der nackten Frau

Spurensuche eines Amerikaners im Grenzgebiet

Gruppenfoto von der Notlandung eines Bombers der 8 AF am 13.10.1943 auf dem Hagglohfeld zwischen Ahaus und Stadtlohn.

Vor dem Hintergrund der tragischen Folgen des Bomberangriffs auf Münster am 10. Oktober 1943 erscheint ein Bericht mit obiger Überschrift nicht angemessen. Tod und Verwüstung an diesem Tage ließen in der Stadt eine erste Ahnung  von zukünftigen schlimmen Kriegsereignissen im Münsterland aufkommen, das bis dahin noch nicht oder nur wenig von Kämpfen betroffen war. Kenntnisse über den Kriegsverlauf gelangten nur langsam, spärlich und spät auf „das flache Land“ und die Nachrichten darüber waren zudem oft schöngefärbt. So kann man verstehen, dass das Geschehen rund um die Notlandung eines amerikanischen Flugzeuges auf dem Hagglohfeld (Flurkarte von 1827), einer Wiese unweit des heutigen Tierheimes Heitmann, den beteiligten deutschen Landsleuten mehr wie der erfolgreiche Abschluß einer Jagd denn als schrecklicher Krieg vorkam.

Später wurde bekannt, dass es sich bei der notgelandeten Maschine um einen Bomber der Eighth US Airforce (8 AF) handelte, der nach dem Angriff auf Münster auf dem Heimflug durch die deutsche Flugabwehr schwer beschädigt wurde und so in Feindesland zur Notlandung gezwungen wurde. Diese Bomber der Eighth Airforce flogen damals ihre strategischen Angriffe von England aus; eines der Fotos zeigt die Crew vor ihrem Flugzeug „Cash & Carrie“ in Framlingham, ca. 150 km nordöstlich von London gelegen.

Wie in bestimmten Waffengattungen üblich, gaben weltweit junge Soldaten ihren Kriegsgeräten oft provozierende Namen und schmückten sie mit aufreizenden Bildern. So ist es dann auch kein Wunder, dass „das Flugzeug mit der nackten Frau“ Jung und Alt aus der näheren und weiteren Umgebung anzog, die sich alle informieren und sich dabei selber ein Bild vom Feind und seinem Gemälde machen wollten.

64 Jahre später, genau am selben Tag und zur selben Uhrzeit der Notlandung, nämlich am 10.10.2007 um 15:00 besuchte Michael N. Auger aus South Carolina/USA, der Sohn des Besatzungsmitglieds Norman Arthur Auger, der die Crew als Techniker und Dachturmschütze unterstützt hatte, mit seiner Frau Cari, den oben beschriebenen Notlandungssplatz. Begleitet wurde er dabei von Edgar Schlimm aus Lüdinghausen, der den Kontakt zu Auger hergestellt hatte, sowie von Hubert Feldhaus, Paul Osterhues, Hubert Schulze Böing und Heiko Appelius, alle vom Heimatverein Wüllen, und Hermann Roth vom Heimatverein Ahaus und Reporter Janny Heisterborg von der Münsterland Zeitung.

Franz Sicking, Hermann Deuker, Hermann Harpers und Josef Winkelhaus, die als Kinder vor Ort waren, alles miterlebt hatten und auch über die Hilfsaktionen ihrer Väter berichten konnten, waren für Michael Auger interessante Zeitzeugen der damaligen Ereignisse. Der Amerikaner freute sich sehr über deren Anwesenheit und bedankte sich herzlich dafür.

Den Abschluß dieses denkwürdigen Treffens bildete ein gemeinsames Kaffeetrinken im Spieker auf dem Festplatz in Wüllen. Dabei war es versöhnlich und tröstlich zu hören, dass alle Besatzungsmitglieder „des Flugzeuges mit der nackten Frau“ zwar in deutsche Gefangenschaft geraten waren, den Krieg aber relativ unbeschadet überstanden haben.

Text von Dr. Heiko Appelius, Ahaus-Wüllen

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