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Lebenslange Freundschaft

Schüleraustausch zwischen Nordhorn und Almelo in den 1960er Jahren

Foto Mit Hetty in Nordhorn 1964.

Ich besuchte das Gymnasium in Nordhorn. Bereits vor 1964 gab es eine Schul-Partnerschaft mit dem Christelijk Lyceum Almelo. Für jeweils einen Tag wurden Schüleraustausche organisiert. 1964 kam eine holländische Schüler Gruppe zu uns: Jede Schülerin bekam eine Partnerin zugewiesen, die sie mit sich nach Hause zum Essen mitnahm. Zu mir kam Henriette „Hetty“ van der Woude. Sie war so begeistert von dem Kuchen, den meine Mutter extra für sie gebacken hatte. lm Sommer kam dann Hetty zu uns nach Nordhorn in den Urlaub und ich fuhr danach mit ihr für drei Wochen zu ihrer Familie nach Ede. Dort wurde ich sehr herzlich empfangen. Manchmal habe ich deutsches Essen gekocht, und Hettys Eltem und ihre Schwestern aßen es ganz begeistert. Die Familie machte mit ihrem Auto auch Rundfahrten mit mir, um mir das schöne Holland zu zeigen. Wir waren in Amsterdam, machten dort eine Grachtenfahrt, fuhren auch am Königspalast Soesdijk vorbei. Darüber habe ich Tagebuch geführt. [Fotos vom Besuch und dem Tagebucheintrag].

Zwei Jahre später reisten wir als ganze Klasse nach Almelo. Wir verbrachten dort zwei Tage und sprachen über Rassismus in den USA. Dazu sahen wir uns auf Englisch den Film „To kill a mockingbird“-„Wer die Nachtigall stört“ mit Gregory Peck an. Wir diskutierten darüber auf Englisch - wie ich in meinem Tagebuch festgehalten habe.

Ich wohnte im Stadtteil Blanke [dieser Stadtteil liegt sehr nahe an der Grenze]. Als Kind musste ich jeden Freitag mit dem Fahrrad nach Holland fahren, um ein halbes Pfund Butter und ein ganzes Hähnchen zu kaufen. Beides war dort günstiger als in Deutschland. Wenn meine Mutter mitgefahren ist, hat sie immer Tee geschmuggelt. Tee hieß im Volksmund „Busentee“ - er wurde oft am Busen und unter dem Arm über die Grenze geschmuggelt. [Fotos vom Grenzübergang Denekamp]

Wenn meine Eltern Besuch bekamen, machten wir oft Ausflüge nach Holland. Es fuhr ja ein Bus von Nordhorn bis Oldenzaal [Foto]. In Oldenzaal sind wir umgestiegen nach Hengelo oder Enschede. [Fotos vom Markt in Enschede 1961 und 1965]. Bei Vroom & Dreesmann (C&A) kauften wir Kleidung - die war billiger als in Deutschland. Wir mussten die Sachen in der Umkleidekabine unter unserer Kleidung anziehen - wegen des Zolls. Oft hatten wir an der Grenze mehrere Lagen Wäsche, Unterröcke, Kleider an. Gemerkt hat nie ein Zollbeamter etwas.

Ein Ausflug zur Grenze oder über die Grenze hinaus war für uns auch ein wenig Sightseeing, ein touristisches Highlight von Nordhorn. Holland war Sehenswürdigkeit, wir sind mit Besuchern auch zum Keukenhof gefahren. An den Grenzen wurde man immer kontrolliert. Man musste in das Gebäude hinein und die Taschen aufmachen. Wir als Bewohner im Zollgrenzgebiet durften nur ganz wenig mitnehmen: Unsere Besucher, die in der Regel von weiter wegkamen, durften mehr unverzollt transportieren. Oft nahmen sie dann etwas für uns mit: Tee, Kaffee, Zigaretten - alles war in Holland billiger.

Mein Kontakt zu Hetty hält bis heute, 45 Jahre später. Inzwischen wohnt sie in Finnland, von wo aus sie vor einigen Jahren nach Nordhorn kam, um meinen runden Geburtstag mit mir zu feiern [Foto].

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