Direkt zum Inhalt
Menü
Menü

Ein Zöllner in Not

Ortskenntnis ist von Vorteil

Gestellte Schmuggelszene in schwarz-weiß. Ein Mann mit Gewehr ein anderer Mann mit einem großen Sack stehen sich gegenüber.
 

Nach dem Ersten Weltkrieg blühte im Bourtanger Moor der Schmuggel. Eines Abends kam mein Vater mit Ferkeln aus Sellingen in Holland zurück, die er über
die Grenze bringen wollte. Es war Abend und schon dunkel. Mein Vater dachte,es wird schon nichts passieren. Plötzlich stand ein junger Zöllner mit gezogener Waffe vor ihın und rief laut:„Halt, Zollkontrolle!“

Mein Vater bekam große Angst, dass der Zöllner auf ihn schießen würde, und flüchtete kurzerhand ins Moor, in dem er sich ganz gut auskannte. Der Zöllner verfolgte ihn. Aber mein Vater lief in einem weiten Bogen und der Zöllner konnte ihn in der Dunkelheit auch gar nicht sehen. Plötzlich hörte mein Vater, wie der Zöllner um Hilfe rief. Er dachte erst, er wolle ihn hereinlegen und nur aus dem Versteck locken. Der Zöllner rief aber wieder ganz verzweifelt um Hilfe und mein Vater wusste aus dem Krieg, wie sich ein echter Hilferuf anhört. Also ging er zu der Stelle hin und entdeckte den Zöllner, der schon bis zur Brust in einer Moorkuhle eingesackt war. Seinen Karabiner hielt er in beiden Händen über seinen Kopf.

Mein Vater sagte: „Aber erst schmeißt Du Deinen Karabiner weg, sonst erschießt Du mich anschließend noch“. Der Mann warf - meint Vater staunte, dass das aus dieser Lage heraus überhaupt möglich war  - im hohen Bogen den Karabiner in das Moor umd mein Vater rettete ihn.

Der Zöllner hat sich gleich darauf versetzen lassen und er und mein Vater haben sich nie wieder gesehen. Die Geschichte hat mein Vater beim Schnurrbraten und bei anderen Gelegenheiten oft erzählt.

Vor ein paar Jahren, beim Bau der Sparkasse in Hannover, hatte ich als Bauingenieur viel mit einem Architekten von auswärts zu tun. Als wir eines Mittags gemeinsam beim Essen saßen, ließ der auswärtige Herr kein gutes Haar am Emsland. Sein Vater habe dort kurze Zeit gewohnt und als Zöllner ganz
schlechte Erfahrungen gemacht. Darauhin erzählte er die Geschichte, die ich von meinem Vater schon kannte. So hatten sich die Söhne der beiden damaligen Kontrahenten durch Zufall wieder gefunden.

 

Diese Geschichte erzählte im Emslandmuseum Lingen am 18. Oktober 2012 ein Besucher der Ausstellung „Räume und Grenzen“, Herr Ahlers aus Aschendorf.
Sein Vater, Jahrgang 1883, kam von einem Bauernhof in Dersurn (ein ganz alter Hof, früher Will, seit etwa 1800 Hof Ahlers).

Top Cookie-Einstellungen