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Ausweispflicht als Kriegsmaßnahme

Ausweise erzählen die Geschichte der Grenze Teil 2

Alter Papierausweis von 1917 von Wilhelm Schulte

Im Ersten Weltkrieg wurde die Grenze zwischen Deutschland und den neutralen Niederlanden abgeriegelt und militärisch scharf bewacht. Insbesondere in Deutschland befürchtete man das Einsickern von feindlichen Spionen aus England oder Frankreich über die Niederlande. Auch wollte man die Flucht von Kriegsgefangenen in die Niederlande unterbinden.

Wer nun die Grenze passieren und in das Nachbarland reisen wollte, brauchte eine Sondergenehmigung und einen Ausweis.

1917 wurde entlang der Grenze ein militärischer Kontrollstreifen eingerichtet, der bis an die Ems reicht. Jeder, der sich im Gebiet zwischen der Ems und der Grenze aufhalten wollte, ob Frau oder Mann, Kind oder Greis, musste einen Ausweis bei sich führen. An den Emsbrücken wurden alle Passanten kontrolliert. Dies galt auch für alle Einheimischen, etwa Kinder auf dem Weg zur Schule, Kirchgänger oder Landwirte, die ihre Feldern bestellten oder ihr Vieh versorgen wollten.

Personen, die im Kontrollstreifen selber wohnten, erhielten einen grauen Ausweis. Die hier dargestellten „Aufenthalts-Ausweise für den Grenzstreifen“ wurden im Mai 1917 ausgestellt für den Landwirt Wilhelm Schulte aus der linksemsischen Bauerschaft Bernte bei Emsbüren und seine Tocher Theresia. Die drei Söhne der Familie waren damals bereits zum Militärdienst eingezogen, so dass der Vater mit der Tochter und einigen Kriegsgefangenen alle Arbeiten auf dem Bauernhof erledigen musste.

Personen, die außerhalb des Kontrollgebietes wohnten, sich aber dort aufhalten wollten, etwa um dort ihre Felder zu bestellen, ihrer Arbeit nachzugehen, Verwandte zu besuchen oder zur Kirche zu gehen, brauchten eine rote Ausweiskarte.

Heinrich Spratte, Jahrgang 1894, wurde wegen Krankheit vom Militärdienst entlassen und als Lehrer in Brögbern bei Lingen eingesetzt. Außerdem übernahm er eine Vertretung in der Schule in Darme, die zur Gemeinde Schepsdorf-Lohne gehörte. Diese lag aber im Kontrollbereich. So erhielt er „in Schulangelegenheiten“ eine Ausweiskarte.

Johanne van Zoest wohnte in Hanekenfähr am rechten Ufer der Ems. Ihre Pfarrkirche stand aber in Schepdorf, links der Ems und im Kontrollgebiet gelegen. Der Weg dorthin war sehr weit, die Kirche im Nachbarort Elbergen stand hingegen quasi vor der Haustür, aber ebenfalls im linksemsischen Kontrollgebiet. Daher erhielt sie eine rote Ausweisekarte zum „Besuch der Kirche in Elbergen und Schepsdorf“.

 

Vergleiche auch die Beiträge:

Pässe und Patente - Ausweise erzählen die Geschichte der Grenze Teil 1

Erschwerter Grenzverkehr in den 1920er Jahren - Ausweise erzählen die Geschichte der Grenze Teil 3

Zwischen allen Staaten und Grenzen - Ausweise erzählen die Geschichte der Grenze Teil 4

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