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Zwischen allen Staaten und Grenzen

Ausweise erzählen die Geschichte der Grenze Teil 4

Von der Gemeinde Oldenzaal ausgestellter papierener und gestempelter Ausweis zur Einreise für Erich Gottschalk

Erich Gottschalk wurde 1906 in Wanne-Eickel geboren. Er besuchte das Goethe-Gymnasium in Bochum, machte eine kaufmännische Ausbildung und war begeisterter Fußballspieler. Weil seine Familie jüdischen Glaubens war, musste er Ende 1938 kurz nach seiner Hochzeit mit seiner Frau in die Niederlande flüchten.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen und der Besetzung der Niederlande kamen sie in das Durchgangslager Westerbork und wurden später nach Auschwitz deportiert. Dort wurde Gottschalk von seiner Familie getrennt und kam in eine Arbeitsabteilung. Seine Frau und seine Tochter, auch alle seine übrigen Verwandten, wurden 1944 in Auschwitz umgebracht. Doch erst viel später erfuhr Gottschalk von der Ermordung seiner Frau und Tochter. Er flüchtete im Frühjahr 1945 bei einem der berüchtigten Todesmärsche und wurde schließlich von der Roten Armee befreit.

Er hoffte, seine Familie hätte überlebt und Frau und Kind seien in die Niederlande zurückgekehrt. Das Unfassbare konnte und wollte er nicht glauben. So macht er sich auf den Weg nach Holland, um dort nach seiner Familie zu suchen.

Einen Ausweis hatte er nicht und die deutsche Staatsangehörigkeit hatten ihm die Nationalsozialisten entzogen. Mit dem Land der Täter wollte er ohnehin nichts mehr zu tun haben. Für die Niederländer war Gottschalk aber ein Deutscher – und die wollte man auf keinen Fall mehr im Lande haben.

Im Mai 1945 kam Erich Gottschalk an der Niederländischen Grenze an. Doch erst mit einer Bescheinigung der Sicherheitspolizei vom 30.5.1945, dass er politisch zuverlässig sei, ließ man ihn in das Land einreisen. In Oldenzaal erhielt er am 2.6.1945 eine Sondererlaubnis und ein Identitätspapier der Polizeibehörde. Aber nur, weil er als Jude verfolgt worden war und in einem Konzentrationslager inhaftiert gewesen war, und nur, um in seinem früheren Wohnort Amsterdam nach seiner Frau und seiner Tochter zu suchen. Dort war er zunächst als „Gerepatrieerder“ (Heimkehrer) registriert.

Bald kamen die niederländischen Behörden jedoch darauf, dass Gottschalk eigentlich Deutscher sei und verwiesen ihn an die deutschen Behörden. Einstweilen durfte er in den Niederlanden bleiben, erhielt aber nicht die niederländische Staatsangehörigkeit. Später bekam er wieder einen deutschen Pass, obwohl er zeitlebens in den Niederlanden lebte.

Schließlich heiratete Gottschalk eine Niederländerin, behielt aber den deutschen Pass. Deshalb musste er in den Niederlanden einen Fremdenpass beantragen, der ihm den dauernden Aufenthalt als Ausländer erlaubte.

 

Siehe auch die Beiträge:

Pässe und Patente - Ausweise erzählen die Geschichte der Grenze Teil 1

Ausweispflicht als Kriegsmaßnahme - Ausweise erzählen die Geschichte der Grenze Teil 2

Erschwerter Grenzverkehr in den 1920er Jahren - Ausweise erzählen die Geschichte der Grenze Teil 3

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