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Zur Arbeit nach Nordholland

Ein Bericht des Hollandgängers Gerhard van Almelo

Auszug aus: der Hollandgänger- Zeichnung. Menschen mit Sensen mähen Gras.
 

Nur selten wird die Situation der damaligen Hollandgänger einmal aus der Sicht eines Betroffenen geschildert. Der Neubauer Gerhard van Almelo aus Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim (1844-1920), der selber etliche Male zum Grasmähen nach Holland gezogen war, berichtet in seinen Lebenserinnerungen mehrfach über seine  Angst davor, während des Hollandganges zu erkranken. Er schreibt: „Im Jahre 1864 mussten die Verbündeten nach Schleswig-Holstein und ich befand mich in Nordholland. lch war dort wieder zum Grasmähen, da brach dort die Cholera aus. Erst dachte ich, das wäre nur etwas für die Holländer und nicht für die „Pupen“. Aber es dauerte nicht lange, da griff es auch auf die Deutschen über. Aus Angst vor der Krankheit machte ich mich davon nach Amsterdam, damit ich von dort mit dem Schiff über die Zuider-See nach Zwolle kam. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, glaubte ich, ich hätte es geschafft und ging zunächst wieder zu Brüggemann (zum arbeiten). Ich bekam aber einen andern Bauern und verdingte mich bei ihm bis 3 Wochen vor Mai. Dann ging es nämlich mit der Torfbaggerei wieder los. Es gab dann Arbeit in Dedemsvaart an der „unglücklichen Wieke“. Danach ging‘s wieder nach Nordholland zum Grasmähen.“

Trotz aller Gefahren für die Gesundheit zwang die Not also stets aufs neue zum Arbeitseinsatz in den Niederlanden. Dazu schreibt van Almelo an anderer Stelle: „Aber es war nichts zu machen, ich mußte wieder zum Baggem und zum Grasmähen nach Nordholland. Im Jahre 1866 bekamen die Verbündeten untereinander Krieg (gemeint ist der Deutsch-Österreichische Krieg). Zu der Zeit war in Holland die Viehpest. Als ich zurückkam und über die Grenze wollte, standen dort hannoveranische Soldaten, die aufpassten, dass keine Holländer die Krankheit einschleppten. Aber bald wurden die Hannoveraner von den Preußen abgelöst. Wenn man damals die Grenze überschreiten wollte, musste man erst ins „Rauchhaus“ beim Kontor wegen der Sauberkeit.“ Mit solch primitiven Mitteln versuchte im 19. Jahrhundert die Gesundheitspolizei, das Einschleppen von ansteckenden Krankheiten und die Ausbreitung von Epidemien zu verhindern. Gefürchtet war insbesondere die Cholera, die alle paar Jahre von den zurückkehrenden Hollandgängern eingeschleppt wurde.

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