Ende der 1950er Jahre, anfangs der 1960er Jahre sind wir jeden Freitag von Gemen und Borken nach Kotten gefahren "um 5 Mark zu sparen", wie meine Mutter sich ausdrückte; unser Vater ist nie mitgefahren. Wir fuhren immer mit dem Rad; die Taschen machten wir auf dem Gepäckträger fest. Im Verkaufsgeschäft in Kotten war man auf deutsche Kunden eingestellt: Die Butter wurde sofort in Margarinepapiere umgepackt, da auf Margarine, im Gegensatz zu Butter, überhaupt kein Zoll erhoben wurde.
Wir haben auch Marken gesammelt für Löffel und Geschirr (beim Kauf von Puddingpulver) und kamen so zu einem blauweissen holländischen Geschirr, das heute noch existiert.
Die Verständigung lief über Platt und Holländisch. Unsere Mutter kriegte immer einen Kaffee, und wir kriegten Schokolade.
Schuhe waren in den Niederlanden viel preiswerter, moderner und viel farbiger als in Deutschland. Auf dem Hinweg trugen wir deshalb die alten Schuhe. Nachdem wir in Holland neue hübsche Schuhe gekauft hatten, verbuddelten wir die alten Schuhe in einem Wassergraben am Strassenrand, der mit Schilf durchwachsen war. Bei den neuen Schuhen machten wir die Sohlen schmutzig, so dass sie getragen aussahen.
Meine Mutter hatte sich eine Tasche gebaut mit doppeltem Boden, zwischen Boden und eingewickelter Pappe wurde Kaffee und Tee versteckt. Aufregend war es, wenn wir am Zoll unsere Einkäufe auspacken mussten, was aber nur selten passierte. Dann kam der Zöllner mit einer langen Nadel und steckte die in die Zucker oder Mehlverpackung auf der Suche nach harten versteckten Gegenständen.
Gespräch mit Frau Elisabeth Kreyerhoff, Aalten 8.4.2017