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Unteroffizier Wojtek

Ein Bär im Dienst der polnischen Armee

Foto - Bär Wojtek: Ausstellung im Nationaal Bevrijdingsmuseum Groesbeek.
 

In Edinburgh, Schottland, steht eine lebensgroße Skulpturengruppe: ein polnischer Soldat neben einem Braunbären. Dieser Bär hat den offiziellen Rang eines Unteroffiziers mit Dienstnummer und Soldbuch. Unglaublich, aber wahr!

Als sich im Jahre 1942 die polnischen Anders-Armeeeinheiten in der UdSSR aufgrund eines Abkommens aus ihrer sowjetischen Umklammerung nach Süden in den Iran und weiter zu den britischen Einheiten in Afrika zum Kampf gegen Rommel absetzen konnten, erwarben 1942 die polnischen Soldaten von einem Jungen in der iranischen Hamadan-Provinz einen kleinen Braunbären für den Preis von ein paar Fleischdosen. Sie zogen ihn mit Milch aus einer Wodka-Flasche auf und gewöhnten ihn an menschliche Gesellschaft. Später wurde Bier sein Lieblingsgetränk, Zigaretten waren seine Leckerlis. Auch balgte er sich gerne mit den Soldaten. Es wird sogar geschildert, dass er militärisch grüßen konnte. Sie gaben ihm den Namen: Wojtek, was man etwa übersetzen kann mit „lächelnder Krieger“.

Nach den Kämpfen in Nordafrika sollte die 22. Artillerieversorgungskompanie, in der Wojtek lebte, in Alexandrien an Bord gehen, um nach Italien zum Kampfeinsatz überzusetzen, was die Hafenbehörden aber nicht genehmigen wollten. Ein Wildtier gehört eben nicht auf ein Schiff. Da versorgten die Soldaten ihren Bären mit einer neuen Identität: Unteroffizier Wojtek stand nun in den Papieren -  nicht mehr Braunbär: Größe 182 cm, Gewicht 220 kg. So wurde er an Bord gebracht. Bei den äußerst blutigen Kämpfen der Alliierten um das berühmte Benediktiner-Kloster Monte Cassino (17. Januar - 18. Mai 1944), bei denen die polnischen Einheiten hohe Verluste erlitten, soll Wojtek - unbeschadet - den Soldaten schwere Munition zugetragen haben. Fiktion oder Realität? Jedenfalls entstand so ein Mythos vom menschenfreundlichen Bären.

Von diesen Einheiten in Italien (2. Korps) wurden ca. 20.000 Soldaten zur Westfront umgruppiert, um hier mit den Alliierten u.a. die Kriegsgefangenen- und Konzentrationslager zu befreien, - in Verbindung mit den britischen und kanadischen Truppenteilen; so wurde z.B. das niederländische KZ Westerbork befreit. Mit diesen Einheiten verbreitete sich auch der Mythos vom Unteroffizier Wojtek im niederländisch-deutschen Grenzraum.

Am Ende des Krieges wurde Wojtek mit den polnischen Armeeeinheiten nach England zur Demobilisierung übergesetzt. Er wurde dem Zoo von Edinburgh übergeben, wo er von den polnischen Kriegsveteranen immer wieder Besuch erhielt und insgesamt eine Attraktion darstellte. 1963 starb Wojtek nach 22 Jahren.

Der Mythos vom Unteroffizier Wojtek lebt in der polnischen Armee weiter. Die 22. Kompanie, bei der Wojtek lebte, setzte durch, dass ihr Emblem geändert wurde: ein Bär, der ein riesiges Geschoss trägt. Letztlich eine kuriose Anekdote in der polnischen Militärgeschichte.

 

Literaturhinweise:

Rüdiger Gollnick: Fremd im Feindesland – Fremd im Heimatland. DP-Lager und Rheinwiesen-Lager. Spurensuche 1945 am Niederrhein. Goch 2017.

Jan Rydel: Die polnische Besatzung im Emsland 1945-1948. Osnabrück 2003.

https://de.wikipedia.org/wiki/2_Korpus_Polski

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