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Butter in der Hosentasche

Ein Zöllner erteilt eine Lehre

Foto - Grenzübergang Frensdorferhaar.
 

Es muss etwa Mitte der 1960er Jahre gewesen sein, als wir unsere Kreise mit dem Fahrrad immer weiter ausdehnten. Wir, das waren immer so drei bis fünf Jungen aus dem Nordhorner Stadtteil Bookholt. Touren erst nur im Umkreis von zwei bis drei Kilometer, später dann bis Veldhausen, Neuenhaus oder Uelsen ca. 10 bis 15 Kilometer. Von unseren Müttern waren wir alle schon einmal mit zum Einkaufen nach Tensundern, einem Geschäft direkt an der Grenze in den Niederlanden mitgenommen worden.

Eines Tages kam uns in den Sinn, wir könnten auch selber an die Grenze fahren und das für uns unbekannte Neuland erforschen. Es war nie gern gesehen, dass wir alleine größere Fahrradtouren machten, aber sie wurden uns selten verboten. Wir bekamen aber immer zur Auflage mitzuteilen, wo wir hin wollten. Manchmal haben wir auch falsche Ziele angegeben, damit wir die verbotenen Touren machen konnten.

Nachdem wir das erste Mal an der Grenze waren, gefiel uns das so gut, dass wir ab dem Zeitpunkt häufig zum Grenzübergang fuhren. Besonders gefiel uns der rege Fahrzeugverkehr, und hier vor allem der Fernverkehr mit den LKW, die vielen unterschiedlichen Personen, all die Sprachen, die wir nicht verstanden. Am meisten reizte es uns, irgendwann von den Zöllnern „unbemerkt“ bis auf die andere Grenzseite zu kommen.

Ich weiss nicht mehr, ob eine Mutter oder wir selber auf die Idee kamen, wir könnten ja auch Butter von Tensundern mitbringen. Die Butter war in den Niederlanden viel billiger als bei uns. Wir hatten Hosen mit großen Taschen, da sollte die Butter für die 100–150 Meter versteckt werden bis wir über die Grenze waren und umpacken konnten.

An einem wunderschönen Tag fuhren wir los, es schien alles zu funktionieren, die Zöllner waren wieder von uns genervt und wir fühlten uns nicht beobachtet. Im Geschäft war sehr viel los, wir bekamen unsere Butter, schnell in die Hosentasche und los. Was nur am Anfang unserer Grenzbesuche vorgekommen war, dass unsere Ausweise kontrolliert wurden,geschah dieses mal wieder. Zu unserer Verblüffung wurden wir von einem Zöllner aufgefordert, unsere Ausweise vorzuzeigen. Er nahm unsere Ausweise, ging in das in der Mitte der Straße stehende Zollgebäude, schaute uns durch das Fenster an und „kontrollierte“ unsere Ausweise. Bei dem warmen Wetter war wir sehr schnell in Not. Der Zöllner schaute mehrfach aus dem Fenster; uns wurde es immer unbehaglicher. Als ein großer Fleck auf der Hose sichtbar wurde, kam er mit den kontrollierten Ausweisen aus dem Zollgebäude, lächelte freundlich, gab uns unsere Ausweise zurück und wünschte uns eine gute Heimfahrt.

Das war für lange Zeit mein letzter Aufenthalt am Grenzübergang und mein letzter Butterschmuggel.

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